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4. Sonic Tension Meter: Die „Maschine mit dem Bing“
Es wird modern: Die laut Keilriemenhersteller präziseste Spannungsmessung macht der Gates 507C möglich.
Jetzt kommt die Überraschung: Dieses elektronische Spezialgerät misst die Spannung des Keilriemens nicht etwa mechanisch, sondern akustisch(!), daher auch der Name „Sonic Tension Meter“.
Ein wenig Recherche ergibt, dass die akustische Spannungsmessung von Keilriemen tatsächlich in der Industrie weit verbreitet ist und zu genauen Ergebnissen führt. Der technische Gedanke hinter dieser Messmethode ist das Phänomen, dass sich ein Keilriemen wie eine Gitarrensaite verhält, wenn man ihn in Schwingung versetzt. Die Spannung des Riemens liegt dabei im direkten Verhältnis zu der Tonfrequenz, die er erzeugt, wenn man an ihm „zupft“. Jeder Hobby-Gitarrist kennt das Prinzip, denn die Saiten einer Gitarre stimmt man ebenfalls nur dadurch, dass man mit den Drehknöpfen am Hals ihre Spannung verändert.
Da es sich bei dem Gates 507C um ein universelles Profimessgerät handelt, braucht es natürlich noch ein paar Zusatzinformationen zu dem Keilriemen, dessen Spannung es ermitteln soll. Diese sind:
a) Die Trumlänge:
Das ist die Länge des zu messenden Riemenstückes, das frei schwingen kann. Mit anderen Worten, der Abstand der beiden Auflagepunkte des Riemens auf den Riemenscheiben.
Diese Länge t kann man errechnen mit der Formel:
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t = √ CD² - (D-d)² / 4
CD = Abstand der Achsen der Riemenscheiben (210mm)
D = Durchmesser Riemenscheibe Pumpe (175mm)
d = Durchmesser Riemenscheibe Lichtmaschine (50mm)
Der Abstand der Achsen zueinander ergibt sich aus der verwendeten Keilriemenlänge. Die Angaben oben in Klammern wurden von der HIN-Instutition mit einem neuwertigen Keilriemen des Clubs ermittelt. Setzt man diese Werte in die obige Gleichung ein, erhält man eine Länge von 200,5mm Natürlich können durch Toleranzen im Zusammenbau der Motoren, gealterte oder andere Keilriemen, usw. Abweichungen in den Daten entstehen, weshalb man am besten am eigenen SM noch einmal alle Werte misst.
Wem das alles zu aufwändig ist, der legt einfach ein Maßband an den Keilriemen und misst den frei schwingenden Oberteil des Keilriemens per Hand nach (Bild oben), geht im Zweifelsfall schneller und ist ebenfalls genau, wenn man es richtig macht!
b) Masse des verwendeten Keilriemens:
Die zweite Information, die das akustische Messgerät über den zu messenden Keilriemen benötigt, ist dessen spezifische Masse auf einen Meter Länge bezogen. Wer einen originalen Gates Polyflex Keilriemen einsetzt, der kann diesen Wert einfach in der dem Gates507C beiliegenden Tabelle nachsehen:
Nur 24 Gramm bringt der Keilriemen am laufenden Meter auf die Waage. Wer das Fabrikat seines Keilriemens nicht kennt, muss es per Hand mit einer Briefwaage ermitteln. Der gemessene Wert ist mit 1,29 zu multiplizieren, da der Riemen ja nur 775mm lang ist (bei 750mm ist es ein Faktor von 1,33), schon hat man das Gewicht für einen Meter.
c) Anzahl der Rippen
Der Gates507C kann auch mehrfach gerippte Zahnriemen messen. Bei unserem Keilriemen ist es aber ganz einfach: Er hat nur einen Keil, man muss also „1“ eingeben.
Hat man alle diese Daten eingegeben (kann man übrigens in verschiedenen Speicherbänken dauerhaft ablegen), kommt der spannende Teil. Man legt oder hält das Messgerät so in den Motorraum, dass das Mikrofon in einem Abstand von ca. 1cm direkt auf den Keilriemen gerichtet ist:
Nun zupft man an dem Keilriemen und wenige Sekunden später piept das Messgerät und zeigt einem die Spannung direkt in Newton an.
Rechnet man das Ergebnis meines Praxisversuches in kg um, so kommt man nahezu punktgenau auf 28kg, eine verblüffende Übereinstimmung zu den herkömmlichen Spannungsmessern und der Beweis, dass das akustische Messverfahren tatsächlich funktioniert!
Leider hat dieses Profigerät auch einen Profi-Preis: €600.- bis €800.- muss man schon anlegen, um in den akustischen Spannungsgenuss zu kommen (nein, ich habe lange nicht soviel angelegt, sondern hatte viel Glück auf dem Gebrauchtmarkt!). Sicherlich ist der Kaufpreis etwas viel, nur um den Keilriemen des SMs zu überprüfen. Hat man aber mehrere Oldtimer oder schraubt auch an seinen Alltagswagen herum, so kann sich das Gerät aufgrund seines universellen Charakters durchaus rentieren, denn es misst jede Art von Riemen: Zahnriemen, Steuerriemen, Keilriemen etc…
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